Jan beim Friseur in Australien
In unserer Gesellschaft repraesentieren bestimmte Haarschnitte ein Stueck weit innere Gesinnung. Hierzu ein paar Beispiele: Der typische Punker-Iro, der halblange Skater- oder Surferschnitt, die wilde Kuenstlerfrisur, die bewusst auf jegliche Strategie verzichtet oder eben haarige Kunstwerke als krasses Gegenteil, die sich wohlwollend im Bad der Menge sonnen. Doch wie soll man eine 6-Millimeter-Frisur interpretieren? Keine Lust auf 20 Minuten Badaufenthalt am Morgen? Zu warm im Sommer? Oder aus Ueberzeugung der daraus resultierenden Schoenheit?
Bei Jan, dessen Haarpracht am heutigen Nachmittag auf eine Laenge von 6 Millimetern gestutzt wurde, spielt vor allem das Abkommen zwischen zwei Maennern die entscheidende Rolle. Als sich der erfahrene Kurzhaarschnitt-Traeger Jakob ueber die unglaubliche Maenge seiner Haare (vermutlich nicht mehr als 10 Millimeter) aergerte, fragte er kurzerhand (vermutlich nicht wirklich ernst gemeint) Leidensgenossen Jan, ob sie sich gegenseitig die Haare rasieren wuerden. Nichts von der grossen Bedeutung eines Handschlages zwischen zwei Maennern ahnend antwortete Jan darauf mit seinem gewohnt gelassenen Tonfall: „Ja, ja“. Am heutigen Morgen wollte er von seinen Worten nichts gewusst haben. Wohl eher, um dem nervigen Gedraenge der Menge zu entkommen als aus innerer Ueberzeugung willigte er schiesslich doch ein: Jakob kuerzte tatsaechlich, unter den Augen der schaulustigen Menge im engen Duschraum, Jan‘s Haupthaar auf die Laenge seines Bartwuchses. Erbost ueber die geringen Rasierkuenste seines Friseurs (wenn er koennte, haette er sich jetzt sicherlich die Haare gerauft), begann er daraufhin aeusserst offensiv auf Jakob’s Haare loszugehen und konnte erst durch den einschreitenden Florian in seinem Tun gestoppt werden.
Daniel
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