The Ntaria Project 2012

Vor mehr als einem Jahr wurde das Projekt auf die Beine gestellt. Paul Harnischfeger, Theaterlehrer an der Rudolf-Steiner Schule Muenchen Daglfing, fuhr vor zwei Jahren mit einer kleinen Gruppe interessierter Jugendlicher nach Australien um eine Erkundungsreise zu unternehmen! So konnte er schonmal die Plaetze besichtigen, an denen er einige Jahre spaeter eine Reise mit Jugendlichen geplant hat,um ihnen die Welt der australischen Ureinwohnern, den Aborigines, etwas naeher zu bringen. Jetzt ist es soweit und wir flogen zusammmen nach Australien.Insgesamt sind wir 17 Jugendliche aus dem Umkreis von Deutschland mit sieben Betreuern, die alle zusammen auf Entdeckungsreise gehen!Die gesamte Idee fuer dieses Projekt ist eine Kommunikation zwischen uns und den Aborigines herzustellen. Wir versuchen in der Schule in Hermannsburg (Ntaria) ein Steinprojekt zu erarbeiten. Wir werden Steine aus der Schule benutzen und meisseln interessante Objekte, die wichtig fuer die Kultur der Aborigines sind, in sie hinein. Ausserdem haben wir vor, ein Tree-Dome Projekt zu machen. Dieses ist zwar noch etwas in der Ungewissheit jedoch wissen wir,dass dieser Baumkreis in dem Kindergarten neben der Schule aufgebaut wird und das uns helfen soll mit den Aborigines in Verbingung zu treten. Die gesamten 4 Wochen, die wir in Hermannsburg (Ntaria) verbringen, werden hoffentlich eine sehr ereignisreiche Zeit fuer uns und wir werden ein ganz anderes Leben auf unserer Erde kennenlernen.
Lea

Friday, 17 August 2012

Vorschau

Heute Abend steht wieder Disko auf dem Programm, alle freuen sich schon darauf, wieder von kleinen Kindern belagert zu werden.
Morgen frueh fahren wir zum Uluru, wo wir eine Nacht campen. Wir freuen uns sehr darauf und werden natuerlich, sobald wir zurueck sind, ausfuehrlich berichten.

Freitag, 17. August

 Heute arbeiteten wir an mehreren Fronten. Im Bereich unseres Tree Domes wurden letzte Handumrisse von Schuelern auf die Steine gezeichnet und ausgemeisselt,  Vivi meisselte in Mavis‘ Stein letzte Korrekturen, die von der Stammesaeltesten bei der Steinuebergabe geaeussert wurden, und Kathi bemalte das Wasserpumpenhaeuschen  im Eingansbereich.
Nach einem genau festgelegten Zeitplan kamen anschliessend der Reihe nach sechs Schulklassen auf das Tree-Dome-Gelaende, die jeweils ihren ganz persoenlichen Baum in die Erde setzten. Dabei waren vor allem die Juengeren hoch motiviert, je hoeher die Klassenstufe, desto mehr nahm dies ab. Nun stehen also sechs Kurrajong-Baeume, jeweils mit zwei leeren, noch nicht bepflanzten Loechern auf der Seite. Entgegen der Erwartung kann uns Nick die restlichen Exemplare noch nicht heute, sondern erst morgen zur Verfuegung stellen.



Da Katja mit Chauffeur Jascha und den Begleitern Lukas und Lea nach Alice Springs zum Einkaufen gefahren war, musste der Kuechendienst den Lunch selbststaendig richten. Am Nachmittag fanden nur noch vereinzelt Arbeiten statt: Manche fielen krank aus und blieben im Bett, die Anderen schienen wohl schon vom Wochenend-Fieber infiziert. So kam es, dass nur noch fuenf unserer Gruppe mehr oder weniger motiviert die vorgezeichneten Handumrisse in Stein meisselten. Angenehme Randerscheinung waren die akrobatischen Kuenste des achtjaehrigen Nanu, der reihenweise Backflips und Ueberschlaege vorfuehrte.
Daniel

Wasserpumpenkasten
Ein weiteres Projekt, das wir heute in Angriff genommen haben, ist das Bemalen des Wasserpumpenkastens am Eingang der Schule. Der Kasten steht direkt neben dem Eingang und war bisher kein allzu schoenes Bild. Heute haben wir ihn mit roter Farbe angesprueht und dann angefangen, ihn mit ein paar Kindern zusammen zu bemalen. Dafuer musste ich zuerst Schablonen mit vier Motiven, die eine Lehrerin gezeichnet hatte, ausschneiden. Es gab eine Eule, einen Fisch, eine Eidechse und eine Honigameise, alles Tiere, die den Kindern bekannt sind, weil sie aus der Region stammen. Natalie und ich bekamen zwei Kinder aus der fuenften Klasse geschickt, die ziemlich schuechtern damit anfingen, die Schablonen zu umranden und dann das Motiv auszumalen.  Ihr Arbeitseifer hielt nicht allzu lange an, nach ca 15 Minuten gaben sie uns die Pinsel zurueck, aber diese kurze Begeisterung sind wir ja inzwischen von den Aborigine-Kindern gewohnt. Nach der Mittagspause malten Paul Harnischfeger und ich noch ein bisschen weiter, doch die moisten Motive liessen wir den Kindern fuer morgen. Neben mir arbeitete Anna heute an dem Stein fuer den Eingangsbereich weiter. Das Motiv ist schon fertig hineingemeisselt und sie hat noch den Schriftzug “Ntaria School” dazugefuegt. Sieht sehr schoen aus!
Kathi

Thursday, 16 August 2012

Donnerstag, 16. August, Happy Birthday Flo

Tree-Dome
Ueber den in Hermannsburg lebenden Sozialarbeiter Breth knuepften wir bereits gestern Kontakt zu Nick, der auf einer naheliegenden Outstation einen grossen Pflanzenbestand besitzt. Fuer den Tree Dome, der aus zwoelf Baeumen bestehen soll, favorisierte unser Kuenstler Thomas Mink den Baum „Kurrajong“. Als wir auf Nick’s Outstation ankamen staunten wir nicht schlecht, denn zufaelligerweise hatte er gerade sechs Exemplare dieser Baumart parat. Begeistert von unserer Projektidee war er sogleich bereit, uns diese Baeume samt eines Bewaesserungssystems zur Verfuegung zu stellen. Am heutigen Morgen konnten wir mit den Vorbereitungen fuer die Baumsetzung anfangen: Wasserleitungen fuer die Bewaesserung wurden verlegt und das Erdgemisch aus Humus und einer besonderen Mulchart wurde hergestellt. Nick wird bis Morgen frueh die restlichen sechs Baeume aus Alice Springs besorgen und dann kann auch schon mit der Baumsetzung begonnen werden. Die „Kurrajong“-Baeume schlagen ihre Wurzeln tief in den Boden und gelangen so an die noetige Feuchtigkeit. Diezwoelf Baumkronen wuerden, so Nick, jene des jeweiligen Nachbars beruehren – in der Mitte entstehe eine kleine Oeffnung.
Daniel


Der Stein fuer Mavis
Er ist ein Gefallen fuer Mavis. Sie hat uns in der Naehe von Ipolera an einen Platz gefuehrt, der fuer sie und ihre Familie von grosser Bedeutung ist. Dort ist uns sofort ein grosser, bunt angemalter Stein ins Auge gefallen. Ausserdem eine Art Beuteltier, das wie eine Gottheit oder ein Schutz fuer Ipolera und die Gegend wirk. Mavis fuehrte uns darauf an einen nicht weit entfernten Platz, wo mit buntem Kies die symbolische Karte dieses Tales, wo auch Frauen zu Kaempferinnen ausgebildet wurden, gezeichnet war. Leider war schon relativ viel Grass ueber das Feld gewachsen und man konnte die Karte nur von relativ weit oben gut sehen. Sie beinhaltet U- und I-foermige Zeichen, und auch Punkte, die alle fuer etwas stehen. Die U‘s sollen die Frau darstellen, die Punkte an dem Kreuz, das die Wege in dem Gebiet symbolisieren sollen, bedeuten das Essen das man auf dem Weg findet (Bushtucker). I steht fuer die Staebe der Ureinwohener, die multifunktional einsetzbar waren. Die Aeusseren Kreise sollen die Grenzen das Territoriums darstellen und die ovalfoermigen Scheiben die Trageschalen der Aborigines, wo sie z.B. ihre Babys oder Essen befoerderten. Diese symbolische Karte war fuer sie sehr wichtig, um es an folgende Generationen weiterzugeben, denn fuer die Aborigines ist ihr Land und die dazugehoerigen Geschicheten unglaublich wichtig, und nur ausgewaehlte Menschen und Nachfahren werden in alles eingeweiht. Dieser Stein war ein Geschenk von uns an Mavis, um die Dankbarkeit zu zeigen die wir ihr fuer ihre Zeit und Geschichten schulden.
Flo

Zeremonie 
Der langersehnte Tag der Uebergabe des Steines fuer die Stammesaelteste, Mavis, (an dem ich persoenlich leider wegen Krankheit, nicht mitmachen konnte. Und - nein ich wollte mich nicht vor dem Arbeiten druecken!) war heute endlich gekommen. Bei der mindestens ebenso wichtigen eurythmischen Zeremonie, mit der wir die Einweihung und Uebergabe des Steines zelebrierten, konnte ich aber zum Glueck mitwirken. Bei der vorangehenden Probe musste ich mir jedoch ein paar mal das Grinsen verdruecken, als wir Waldis alle voll in unserem Element eurythmisierten. Nur Anna, die einzige “Nicht-Waldi” kam mir etwas verloren vor. Dank meiner gewaltigen Begabung zur Eurythmie konnte ich bei der Zeremonie mitmachen, obwohl ich die vorhergegangenen Proben leider verpasst hatte. Nachdem wir Friedenstanz und Hallelujah zur Genuege geprobt hatten, und ausserdem das vorzutragende Gedicht von Christian Morgenstern gemeinsam gesprochen hatten, machten wir uns noch schick und gingen dann in die Schule, wo wir allerdings noch auf Mavis warten mussten, die sich, nach alter Aborigine-Manier, noch Zeit liess, bis sie auftauchte. Als sie dann aber da war, konnten wir die antroposophisch angehauchte Zeremonie beginnen. Erst sprachen wir das Gedicht, jede Strophe wurde von einer kleinen Gruppe vorgetragen. Mit verschiedenen Formen, sowie dem bereits erwaehnten Friedenstanz und Halleluja, umtanzten wir anschliessend den Stein. Die Kinder und Jugendlichen wirkten angetan, die Lehrer schienen eher belustigt. Paul H. sagte dann noch ein paar Worte zu Stein und Gedicht und anschliessend hielt Mavis noch eine Rede fuer ihre People, in einem Englisch und Western-Arrarnta Gemisch. Alles in Allem war es eine schoene Zeremonie und es tat gut, den Aborigines, insbesondere Mavis, etwas von unserer Kultur zurueckzugeben, nachdem sie uns soviel an ihrer eigenen Teil haben nehmen lassen.
Paul


Hand auf Stein
Heute haben Jan, Florian, Lucy, Anna, Lukas und wir (Lea und Julia) begonnen, die Haende der Kinder auf zwei grosse Steine zu klopfen. Aus jeder Klasse wurde ein Kind ausgewaehlt, welches seine Haende auf dem Stein platzieren durfte und somit intensiv mit dem Stein in Verbindung steht. Nachdem die Haende umrandet wurden, fingen wir auch schon an, sie in den Stein zu meisseln. In der prallen Sonne war es wirklich schwierig, konzentriert zu bleiben, dennoch hatten wir grossen Spass und freuten uns auf die neue Herausforderung. Da es sich um Sandstein handelt, mussten wir gerade bei der Herausarbeitung der Finger besonders vorsichtig sein. Auch bei dieser Arbeit wurden wir von den Aborigine-Kindern mit staunenden Augen beobachtet.
Am Ende des Tages konnte man bereits die ersten Haende bewundern.
Lea und Julia

Wo ist Deutschland?
Diese Frage wurde uns die letzten Tage haeufig gestellt, als wir auf “where are you from?“, „Germany“ antworteten. Fuer einige Aborigine- Kinder bis zur 4. Klasse existiert der Kontinent Europa nicht. Sie vermuten „Germany“ in Nord- und Suedamerika, sowie (warum auch immer) in Suedafrika.
Die neun jaehrige Fenella kennt Europa zwar nicht namentlich, jedoch als „ island over Africa“. Dies ist allerdings auch kein Wunder, denn die Kinder kennen sich nicht einmal in ihrem eigenen Land aus, was man im Unterricht merkt, wenn sie an einer Landkarte Perth, Darwin oder Melbourne finden sollen. Die aelteren Schueler hingegen kennen Deutschland aufgrund der Fussball Weltmeisterschaft 2006.
Die Lehrer der Ntaria- School, welche keine Einheimischen sind, wissen hingegen wo Deutschland liegt. Derartiges wie in Sydney, wo man auf Deutsch gefragt wird, ob man auf das Oktoberfest geht, erlebt man hier allerdings nicht.
Die meisten Kinder geben sich mit der Antwort „far away“ zufrieden, zeigen aber grosses Interesse an unserer Heimat und bringen Begeisterung auf, dass wir von so weit weg kommen, um ihre Kultur kennen zu lernen.
Lukas und Natalie
 

Wednesday, 15 August 2012

Mittwoch, 15. August

Lukas und mein Tag heute begann mit dem Leseunterricht der 2. Klasse. Nachdem alle Kinder ihre Nasen geputzt, Haende gewaschen und Zaehnchen geschrubbt hatten durfte sich jeder ein Buch aussuchen und uns dieses vorlesen. Der Eifer der Kinder wurde alsbald unterbrochen, als die Lehrerin die Schueler aufforderte, sich auf den Teppich zu setzen, damit sie ihnen eine Geschichte vorlesen kann, dessen Ende aber nicht verraten wurde, um es im Anschluss gemeinsam erfinden zu koennen. Die Lehrerin betonte immer wieder die Belohnung fuer jenen Schueler, welcher am schnellsten und schoensten mit dem Schreiben fertig ist: Er oder sie darf mit dem iPad spielen. Mehr oder weniger eifrig begannen die Kinder also, die Zeilen von der Tafel in ihre Hefte abzuschreiben. Wir beide halfen jeweils Kindern, welche noch etwas Schwierigkeiten hatten.  Am Ende der Stunde wurden noch einmal schnell die Haende gewaschen und dann ging es nach draussen. 

Eingangsstein
Gestern begannen Daniel, Jascha und Kathi das Schulmotiv auf einen grossen Stein zu zeichnen und anschliessend ein Relief herauszuarbeiten. Wie bereits beschrieben, wurden sie tatkraeftig von zahlreichen Kindern unterstuetzt. Heute setzte sich die Arbeit  fort (Daniel verliess das Team und Lea und ich kamen hinzu), es ging im Grossen und Ganzen bereits um die Feinarbeiten, wie den Edding, welcher die Konturen vorgab, wegzuschmiergeln und die Linien fein nachzuziehen. Auch hier wurden wir wieder tatkraeftig von immer wieder auftauchenden Horden von kleinen Kindern unterstuetzt. Die Arbeitsfreude war aber meistens nach einigen wenigen Sekunden bereits wieder verflogen... Nun ist der Stein so gut wie fertig und er kann bald als Blickfang im Eingansbereich der Schule aufgestellt werden.

Schlammschlacht
Die Tree Dome Flaeche ist fertig! Zur Feier des Tages fand eine ausgedehnte Schlammschlacht auf derselben statt. Die Matsch-Scheu einiger skeptischer Mitmenschen wurde gekonnt ignoriert und in Windeseile wurde, wer sich nicht schnell genug in Sicherheit bringen konnte, mit der braunen Sosse eingeschmiert. Der Andrang auf die einzige Dusche im Haus war dementsprechend gross...
Julia


Das Theater-Projekt
Ein Teil unseres Projektes in Ntaria ist auch die gemeinsame Erarbeitung des Theaterstueckes „Tjalkabota.Moses.“. Dabei geht es um das Leben des gleichnamigen Hauptdarstellers in der Region um unser australisches Domizil. Um die unbaendige Spielfreude der Aborigines, so Paul Harnischfeger, zu „zaehmen“, leistete er in den vergangenen Tagen Vorarbeit in einer fuenften und sechsten Klasse. Die Schueler, die noch nie zuvor Theater gespielt hatten, seien ein ungeordnetes Explosionsbuendel, das es, ohne ihm den Spass zu verderben, in Form zu bringen galt, erzaehlte Paul von den letzten Tagen. In den vergangenen Uebungsstunden spielten pantomimische Darstellungen von Steinen, Pflanzen und Tieren eine grosse Rolle, denn im Endstadium muessen die Darsteller lebende Kulissen spielen.
Den besorgten Vorwarnungen der Klassenlehrerin gemaess praesentierten sich die Schueler an diesem Mittwochnachmittag recht unkonzentriert und muede. Grund: Am Vormittag wurde gruendlich fuer die morgen anstehende Olympiade trainiert. Bereits die einleitende Konzentrationsuebung wurde von schallendem Gelaechter und einigen Ausreissern unterbrochen. Dompteur Paul gestattet denjenigen, die sich nicht auf eine konzentrierte Zusammenarbeit einlassen moechten, den Raum zu verlassen – uebrig bleiben nur fuenf Schueler. Als Paul mit einer ersten Theaterprobe beginnt und die Rollen verteilt, reissen sich die Verbliebenen, „Me, me, me, me!!!!“, um die besten Plaetze im Schauspielerkader. Als Tjalkabota, Altjirra, Mother, Father und Sprecher gefunden sind, geht es bereits an die erste Szene. Auch hier war es die Herausforderung fuer den Theaterdirektor, die vor Energie spruehende Gruppe erst austoben zu lassen und auf ein Zeichen schlagartig anzuhalten. Ueberaschenderweise koennen die ersten Saetze bilingual erklingen: Einige der Schueler beherrschen die Sprache der Aborigines.
Beim naechsten Spiel versetzen sich die, immer wieder rotierenden, Schueler im Raum in die Person des blinden Tjalkabota Moses: Mit geschlossenen Augen muessen sie willkuerlich ausgewaehlte Gegenstaende erraten – die hier gebotene Spannung senkt den Laermpegel vorruebergehend. Nun zieht Paul seinen naechsten Trumpf: Das „Emergency Game“, das die Schueler selbst in den Stunden davor mitentwickelt hatten. Einer der Schueler betritt den Klassenraum und informiert ueber einen schrecklichen Unfall. Die Kunst dabei ist, kreativ zu sein und angesichts des schrecklichen Vorfalls todernst zu bleiben. Doch auch dafuer sind die Schueler heute nicht zu erreichen und Paul kuendigt an, die Stunde vorzeitig zu beenden. Auf der Weltkarte duerfen die chaotischen Fuenft- und Sechstklaessler noch einmal bestaunen, welch grosse Entfernung wir extra fuer sie zurueckgelegt haben – der neutrale Zuschauer denkt kurz an einen unausgesprochenen Vorwurf. Gerade so gelingt es noch, einen Kreis zu bilden und, einander die Haende haltend, ein gemeinsames „Good Bye“ auszusprechen.
Die vergangene Stunde nennt Paul nach dem Verlassen des Klassenraums eine „minor catastrophy“ und erklaert sich diese mit dem ermuedenden Training am Vormittag und der Tatsache, dass die Theatereinheit am Spaetnachmittag stattfand. Immerhin jedoch gelang Paul so etwas wie der Anfang einer Probe fuer unser Theaterprojekt.
Daniel
 

Tuesday, 14 August 2012

Dienstag, 14. August

Pre-School
Die Pre-School ist eine sehr interessante Erfahrung und doch sehr, sehr anders als wir es gewohnt sind. Dem Unterricht, dominiert von verschiedenen Lernvideos, wohnen teilweise auch die Muetter und Geschwister der Schueler bei. Fuer mich war es am Anfang doch etwas schwierig, da sich die Kinder meistens in Arrernte unterhalten und ich somit nichts verstanden hab. Dennoch sind die kleinen Kinder viel offener als die Jugendlichen. Gleich in den ersten Minuten, die ich im Unterricht war, ist ein Maedchen mit ihrem Stuhl naeher zu meinem hergerueckt gekommen und hat voller Begeisterung und Interesse meine rote Hose befuehlt. Nachdem dieser erste Schritt getan war, zeigten die anderen Kinder auch recht schnell Interesse an mir.  Auch die Bauarbeiten am Tree Dome vor ihrem Klassenzimmer zogen immer wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich, welche dann aber, durch die schrille Stimme der Lehrerin, schnell wieder auf den „Unterricht“ gelenkt wurde. Der Unterricht ist sehr theoretisch durch die Videos, und das Helfen und Mitwerkeln bei den Bauarbeiten hat allen sehr viel Spass gemacht. Heute, am zweiten Tag, waren die Kinder, vorallem die Jungs, noch offener mir gegenueber als Gestern. Wieder stand meine Hose eine Zeit lang im Mittelpunkt der Gespraechrunde und auch die Fragen mit wem ich verheiratet bin und woher ich komme waren sehr wichtig fuer die Kinder. Wobei es ihnen nicht sehr verstaendlich war warum ich nicht verheiratet bin.
Allgemein ist der Unterricht doch sehr anders als bei uns, aber die Kinder sind offen, sehr freundlich und haben Spass an ihm!
Lilli
 
Tree Dome
Heute war der zweite richtige Arbeitstag. An verschiedenen Orten in der Schule waren einige Fortschritte der unterschiedlichen Arbeiten zu sehen.
Wichtig war die Fertigstellung der Flaechenebnung fuer den Tree Dome. Durch eine neue Technik, welche das Bewaessern und dadurch Auflockern des Bodens beinhaltete, kamen wir gut voran und haben nun fast eine gerade Flaeche erreicht.
Durch die aufgeweichte Erde haben wir Spass daran gefunden, barfuss durch den Schlamm zu rutschen und eine kleine Schlammschlacht entwickelte sich.
Um ein Wegschwaemmen der Erde bei Regen zu vermeiden bauten wir eine kleine Mauer aus Steinen ans untere Ende der Flaeche. Ein positiver Nebeneffekt ist das natuerliche Aussehen.
Fuer diese Mauer holten wir verschieden grosse Steine aus diversen Orten der Schule. Dabei haben sich einige kleine Kinder um das Tragen der Steine foermlich gerissen. Wir haben uns sehr gefreut, denn so entstanden weitere Kontaktmoeglichkeiten zu den Aborigine-Kindern.
Manu, Lukas und Julia

Steineklopfen
Mit jeder Menge Bammel begannen Jascha, Jakob und ich am Morgen die riesigen Steine des Eingangsbereiches aus ihrem Betonuntergrund herauszureissen. Dank unserem ueberdimensionierten Hebelinstrument nahm diese Arbeit nur sehr wenig Zeit in Anspruch. Nun galt es, einen geeigneten Stein auszusuchen, auf den das Schullogo, das aus verschiedenen Buschpflanzen besteht, eingemeisselt werden sollte. Waehrend Jascha den theoretischen Teil – Ausschneiden der Logoschablone – uebernahm, machten sich Jakob und ich an die praktische Umgestaltung des bisherigen Eingangsbereiches: Wasserleitungen entfernen, Eukalyptusmassen rechen und dem Eingangshuegel, auf dem der Stein thronen soll, eine ansprechende Form verpassen.
Eine kurze Verschnaufpause bot uns die Einladung, bei der Singstunde des Schulchors teilzunehmen. Knapp 20 Viert- und Fuenftklaessler sassen vor einer riesigen Leinwand, auf der der Liedtext erschien, und traellerten froehlich Lied fuer Lied. Dankenswerterweise uebten sie mit uns die Aussprache jener Zeilen, die auf Western Arrarnta geschrieben waren. Vor allem beim Lied „We are Australians“ musste die Lehrerin immer wieder eingreifen und mit der Anmerkung „ Don`t shout“ die Energie der Kleinen zuegeln.
Nach dem Mittagsessen ging es fuer Jascha, Katharina und mich dann endlich los mit dem Meisseln. Dabei wirkten unsere eisernen Arbeitsinstrumente wie Magnete: Innerhalb weniger Minuten bildete sich eine Menschentraube um uns, die sich interessiert um das Kunstwerk draengte. Immer wieder hielten eilige Passanten inne und sprachen ihre Bewunderung ueber unser Projekt aus. Am Ende des Tages hatten sicherlich 25 verschiedene Menschen am Stein geklopft, hauptsaechlich Schueler der Hermannsburger Aborigine-Schule, die waehrend den Pausen und sogar nach Schulende begeistert mithalfen. Durch die gemeinsame Arbeit, gegenseitiges Helfen und Kommunizieren war die anfaengliche Scheu schnell ueberwunden. Dementsprechend schnell nahm das Logo Formen an, bereits am morgigen Mittwoch koennte der Eingangsstein fertiggestellt werden.  
Daniel



Lehrerkonferenz
Paul Harnischfeger war heute in der Lehrerkonferenz der Ntaria-School. Er berichtete uns die Reaktion der Lehrer auf unsere ersten zwei Arbeitstage. Die Stimmung ist allgemein begeistert, wir werden als „Vorbilder“ fuer die Schueler gesehen, durch unser Verhalten ihnen und uns selbst gegenueber. Lilli und Lucy, die schon zum zweiten Mal den Tag im Klassenzimmer, beziehungsweise in der Vorschule, verbracht haben, wurden als grosse Hilfe erwaehnt. Der einzige negative Punkt war, dass unsere Tree-Dome-Baustelle als Gefahr fuer die kleinen Kinder gesehen wird, die dort, vorallem in den Pausen, in grossen Scharen auftauchen und begeistert mithelfen wollen. Das konnten wir nicht ganz verstehen, denn gefaehrlich ist es dort nicht. Die Angst ist anscheinend, dass die Kinder unbeaufsichtigt von der Schule weglaufen oder sich an den Werkzeugen verletzten koennten. Die Loesung dafuer wurde uns auch gleich vorgelegt: Wir bekommen morgen einen Plan, welche Schueler (in kleinen Gruppen)wann aus dem Unterricht geholt, zur Baustelle begleitet und nach einer Stunde wieder zurueck in die Klassenzimmer gebracht werden, sodass sie die ganze Zeit von uns beaufsichtigt werden koennen. Das kommt uns etwas unrealistisch und fuer die Kinder demotivierend vor, aber vielleicht funktioniert es ja auch. Sonst ist das Feedback natuerlich bestaerkend und wir freuen uns sehr darueber.
Kathi

Monday, 13 August 2012

Montag, 13. August

Neue Woche – und endlich scheint es so richtig loszugehen: Direkt nach einem 8-Uhr-Fruehstueck splittet sich die Gruppe: Sieben von uns begeben sich in den Schulunterricht, der Rest beginnt mit einem lang ersehnten und hauptsaechlich praktischen Teil unserer Projekte.
Von der schneidenden Stimme einer Lehrerin empfangen, betrat ich das froehliche Chaos der Hermannsburger Vorschule und funktionierte zunaechst hauptsaechlich als Retter diverser kaputter Spielzeuge. Auf diesem Wege, die Gunst der Kleinen gewonnen, mutierte ich zum Kletterbaum und lebenden Versuchsobjekt: Meine blonden Haare und blauen Augen stiessen bei meinen staunenden Betrachtern immer wieder auf Entzuecken. Der Vormittag der Vorschueler war von einem geradlinigen roten Faden durchzogen: Zunaechst wurde gespielt, gemalt und vorgelesen, bis nach einer Stunde auch die Letzten den Weg von ihren „Outstations“ zur Schule geschafft hatten. Anschliessend wurde anhand von Youtube-Videos das ABC gelernt, dabei war ich Zeuge zahlreicher Liebesschwalle, die aus den Knirpsen hervorzubrechen schienen: Egal ob Lehrer, Mitschueler oder ich – alles wurde ausgiebig geknuddelt und abgeknutscht. Nach einem warmen Mittagessen am Vormittag gestatteten die Lehrer ihren Zoeglingen einen kleinen Spielpuffer im Aussenbereich, ehe ein (mir nicht bekannter) Besucher die 13 Schueler, die inzwischen fein saeuberlich ihre Zaehnchen geputzt hatten, mit seiner Keyboardmusik zum Tanzen und Singen verleitete. Weitere Youtube-Lernvideos schlossen einen lauten, wuseligen und dennoch netten Vormittag ab und Vorschullehrer Ali begab sich mit mir und den Kindern auf eine gut 45-minuetige Busfahrt zu den einzelnen, abgelegenen Behausungen der Schueler. Dabei bekam ich Einblick in Gebiete von Hermannsburg, deren Begehung fuer Besucher eigentlich strikt verboten ist. Nach und nach entliess der klapprige Schulbus alle Kinder, mit einem Sandwich und einer Banane bewaffnet, in ihre kleinen Anwesen, zu denen meist ein blechernes Haus mit geschlossenen Fensterlaeden, beschaeftigungslose Angehoerige, ein Rudel verwaister Hunde und jede Menge Muell gehoerten. In Erinnerung bleibt die Dankbarkeit der Kinder, mit der sie auf meine Form der Zuneigung reagierten, 13 tiefbraune Augenpaare und mindestens genauso viele Rotznaeschen.
Daniel

Mein Tag fing heute im “Musikunterricht” an. Percy, einer der Lehrer, hat den schwierigen Job, die Jugendlichen morgens in die Schule zu holen, wenn er sie finden kann. Mir wird gesagt, ich soll in den Musikunterricht gehen. Ich komme rein, und Jamaine, ein Aborigine, den ich schon vom Camp kannte, lernt 3 Akkorde auf der E-Gitarre, Percy sitzt neben ihm und hilft ihm. Ein dritter steht beim Schlagzeug und telefoniert per Freisprechanlage. Mir wird gleich eine Gitarre in die Hand gedrueckt, und ich bin schon dabei mit Jamaine „Knocking On Heavens Door“ zu ueben. Spaeter finde ich raus, dass der Mann an seinem Handy der Musiklehrer ist, da er nach 10 Minuten neben Jamaine steht, und ihm Tipps gibt, die ihm in der Situation nicht wirklich helfen, waerend er weiterhin seiner Freisprechanlage zuhoert. Auf meinen fragenden Blick meint er nur: „They’re talking about me...“ Gegen Ende der Stunde begleitet er uns, dem Handy lauschend, noch am Schlagzeug. Alles in allem eine eher nicht so angenehme Musikstunde.
Jascha

Heute Morgen bin ich waehrend den ersten Unterrichtsstunden bei den 3. bzw. 4. Klaesslern gewesen. Die hatten gerade Englisch. Die Lehrerin hat mit ihnen die taegliche Routine durchgemacht, bei der ich nur zuschauen und spaeter helfen konnte. Sie bestand darin, Wochentage, Monate und Uhrzeiten in verschiedener Weise zu wiederhohlen und herauszufinden. Alle waren ziemlich wild und es war schwer fuer die Lehrerin und ihre Aborigine-Hilfslehrerin den Haufen ruhig zu bekommen. Alles war ganz anders als bei uns. Die Lehrerin hatte ein Mikrophon, das mit Boxen an der Wand verbunden war. Selbst fuer die Schueler gab es ein kleines Mikrophon, das herumgereicht wurde. Den intensive Gebrauch von Computern bei so jungen Kindern fand ich auch sehr komisch und abwegig. Spaeter dann konnte ich den Aborigine-Schuelern helfen, als sie auf Englisch aufschreiben sollten, was sie am Wochenende gemacht hatten. Nicht selten kamen da Sachen wie “army sniper game on my playstation” vor. Insgesamt war der Unterricht sehr interessant und ich konnte mich auch noch kurz mit der der Lehrerin unterhalten. Im Laufe der Woche darf ich gerne wiederkommen, um z.B. den Kindern von Deutschland zu erzaehlen.
Flo


Nach dem Fruehstueck machten sich einige von uns mit Thomas zusammen auf den Weg zur Schule, um uns den Platz, den wir fuer das Treedome-Projekt zugeteilt bekommen hatten zu besichtigen. Einige Andere gingen in den Unterricht, um dort zuzuschauen und zu helfen. Wir waren nicht ganz gluecklich mit dem Platz, den uns Thomas zeigte, denn er war zwischen zwei Gebaeuden und wir hatten das Gefuehl, dass der Treedome mehr Platz zum „atmen“ braucht. Wir verlegten ihn ein kleines Stueck weiter weg von den Haeusern und kuemmerten uns dann erstmal um den Eingangsbereich, fuer den wir von der Schule die Aufgabe bekommen hatten, ihn  neu zu gestalten. Unsere Motivation wurde dabei ernuechtert, denn wir bekamen das Gefuehl, dass die Zeit zu knapp dafuer ist, die beiden Aufgaben zu bewaeltigen. Was wir auf keinen Fall wollten, war, beide Projekte nicht richtig zu beenden und sie unfertig stehenzulassen. Uns kam es besser vor, sich nur auf den Treedome zu konzentrieren, die gesamte Energie dort hineinzustecken und sich nicht in verschiedene Arbeitsgruppen aufzuspalten. Als waeren wir nicht schon genug demotiviert, erhielten wir die naechste schlechte Nachricht: auf unserem angedachten Treedome-Platz standen ploetzlich Bagger, die so schnell auch nicht wieder verschwinden wuerden. Frustriert gingen wir zum Mittagessen. Nach dem Essen und einer daran gehaengten halben Stunde Pause machten wir uns wieder auf den Weg in die Schlacht. Thomas hatte inzwischen einen neuen Platz gefunden, zwar immer noch direkt am Haus aber mit mehr Platz an den anderen Seiten. Das Problem war nur, dass der Boden hier ziemlich schraeg war und wir einen geraden Boden brauchten. Also machten wir uns daran, dieses Problem zu beseitigen und die Erde von der zu hohen Seite auf die zu niedrige zu schaffen, oder, in Jaschas Worten,: „Hier ist Plus, da ist Minus und es muss Null rauskommen.“.  Mit Schaufel, Spaten, Rechen und Hacken bewaffnet kamen wir relativ gut voran. Es kamen auch ein paar Aborigines, die gerade Pause hatten, um uns erst zuzuschauen und dann auch mitzuarbeiten, und zwar nicht wie wir in T-shirts (oder auch ohne) sondern mit Wolljacken, denn hier ist es ja „Winter“. Wir arbeiteten in der prallen Sonne, es war anstrengend, heiss und staubig. Die Erde war nach der ersten Schicht hart wie Stein, doch unsere Motivation war wieder da. Irgendwann  hatte jemand die Idee, die Bauarbeiter, die unseren Platz weggenommen hatten, zu fragen, ob wir mal den Presslufthammer ausleihen duerfen. Der grub zwar tiefe Loecher aber war uns auch keine allzu grosse Hilfe. Gegen 17:00 Uhr war dann die Luft raus, die meisten sassen nur noch im Schatten. Wir sind trotzdem weit gekommen heute und werden morgen Vormittag vorraussichtlich mit der Ebenung der Flaeche fertig sein.
Kathi

Sunday, 12 August 2012

Sonntag, 12. August

Nach einem ziemlich puenktlichen Fruehstueck ging es fuer einige von uns in die Kirche.
Wir hatten die Info, dass der Gottesdienst um 10 Uhr beginnt, also versammelten wir uns in deutscher Puenktlichkeit um kurz vor 10 vor der Kirche. Wir waren verunsichert, denn wir wussten zu Beginn nicht, ob wir uns schon hineinsetzen sollen, da die Kirche noch komplett leer war und alle Aborigines draussen warteten. Mit kurzer Verspaetung schliesslich klingelte die Kirchenglocke und alle gingen hinein. Wie in den meisten Bereichen herrscht auch in der Kirche eine strikte Trennung zwischen Maennern und Frauen, nur verheiratete Frauen duerfen neben ihren Maennern sitzen. Der lutheranische Gottesdienst begann mit einer Taufe, die aehnlich wie bei uns stattfand. Auch die folgende Zeremonie war aehnlich wie wir sie kennen, die gemeinsam gesungenen Lieder erkannten wir an der Melodie. Fast der ganze Gottesdienst wurde auf Western Arrarnta gehalten, nur ein paar Lesungen aus dem Evangelium wurden auf Englisch vorgetragen. Am Ende wurde die Stammesaelteste Mavis nach vorne gebeten und sie fand noch abschliessende Worte fuer die Gemeinde, die wir aber nicht verstanden haben.
Den restlicheTag nutzten einige fuer einen ausgedehnten Spaziergang, da kein weiteres Programm festgelegt war.
Natalie und Julia

Samstag, 11. August

Heute war ein weiteres grosses Event geplant: ein Ausflug nach Alice Springs, wo die “Western Arrarnta Bulldogs”, die Football-Mannschaft aus Hermannsburg ein Qualifikationsspiel hatten. Weil nicht von vornherein klar war, ob wir einen Bus zur Verfuegung haben, lauerten alle nach dem Fruehstueck, das von uns selber improvisiert wurde, weil Katja und Paul verschlafen hatten, auf den Bus. Teilweise wurde sogar darauf verzichtet, aufs Klo zu gehen, damit nur ja der Bus nicht verpasst wird. Zum Glueck hatten wir dann aber doch einen eigenen Bus, so dass jeder mitkommen konnte, nur drei Maedels blieben freiwillig zuhause. Percy, ein Lehrer der Schule, der heute als unser Busfahrer fungierte, liess uns dann im Zentrum von Alice Springs raus, das etwa 10 Minuten vom Football-Stadion entfernt ist. Hier gingen wir erstmal im (wahrscheinlich einzigen) Einkaufszentrum der Stadt einkaufen, verschiedene Kauferfolge wie z.B. ein AUX-Kabel fuer den Bus, sowie ein Wecker fuer unsere Langschlaefer Paul H. und Katja, mit extra lautem Alarm-Ton, sind zu verzeichnen. Im Park machten wir es uns neben den Public Toilets zu einer Mittagspause gemuetlich. Dort wurden wir auch von einer Aborigine-Frau weniger angebettelt, als vielmehr aufgefordert ihr etwas von unserem Essen abzugeben. Eine andere Seite der Aborigines wurde uns hier ziemlich drastisch offenbart.
Ashley, einer unserer Aborigines Freunde (i. d. Mitte).

Nach dieser eher unangenehmen Situation und frisch gestaerkt mit Muesliriegeln und Keksen, machten wir uns auf den Weg zum “Oval”, dem Football-Stadion. Nach einem Football-Spiel von zwei anderen Teams, bei dem wir aber trotzdem enthusiatisch mitfieberten, kamen endlich “unsere Jungs” dran. Auch hier wurde eifrig angefeuert, nachdem wir rausgefunden hatten, in welche Richtung gespielt wird, uns die Regeln erklaert wurden, und wir, zumindest halbwegs, verstanden was passierte.

Auch Matthew gehoert schon zu unseren Freunden

Fuer unseren Torjubel verliessen wir uns trotzdem mehr auf die Punkteanzeige, als auf unsere Spielbeobachtung. Nachdem unsere Mannschaft die Gegner vernichtend geschlagen hatte, spielte jetzt die aeltere Mannschaft der “Bulldoggs”. Unser Interesse am Spiel hatte aber, nicht zuletzt wegen unserer mangelnden Spielkenntnis, bereits nachgelassen, sodass wir uns die Zeit mit Wizard spielen vertrieben. Bis wir wieder nach Hause fuhren, mussten wir allerdings noch in der Kaelte warten, da wir diesesmal nicht von Percy heimgefahren wurden, sondern von Frank, der allerdings im Football-Team war und noch dem Ball hinterherlief, waehrend bei uns das Verlangen heim zu fahren immer groesser wurde. Gluecklicherweise war das Spiel aber bald mit einem Sieg (doppelte Punkteanzahl) unserer Mannschaft zuende und wir konnten auf unserer Busfahrt nach Hause sogar Musik geniessen. Ziemlich muede kamen wir schliesslich in Hermannsburg wieder an und nach einem kleinen Abendessen gingen wir alle in unser Betten, die nach den gemuetlichen Naechten im Swag immer noch fremd wirkten.

Paul


“Diskobesuch” am Freitag, 10. August

Jeden Freitagabend von 19 bis 24 Uhr steigt in der Weltmetropole Hermannsburg die grosse Diskoparty: Jungs und Maedels tanzen in zwei voneinander abgetrennten Bereichen des “Dancefloors” zu heissen Rhythmen und aktuellen Hits, die unter anderem auch in unseren heimischen Hemisphaeren bekannt sind. Kommunizieren duerfen die beiden Geschlechter nur in der sogenannten “kissing zone” vor dem Gebaeude. Mit dieser Vorahnung pilgerten wir, mit Jogginghose und Kaputzenpulli eindeutig “underdressed”, zum besagten Ort und staunten nicht schlecht beim ersten Blick in die rechteckige Lagerhalle: In der einen Ecke zeigten die groesseren Jungs Praesenz, in der anderen die Maedels – mehr aber auch nicht. Die Tanzflaeche gehoerte eindeutig laufenden halben Metern, die unermuedlich das Tanzbein schwangen. Es schien ganz, als haetten sie in ihrer Kindheit das “Krabbeln” uebersprungen und stattdessen angefangen zu tanzen. Von diesen ungewoehnlich jungen “Partypeople” ueberrascht, draengte es uns in ihre Naehe und schon bildete sich ein Kreis: immer abwechselnd einer von uns Deutschen und ein kleiner Aborigine. Auf das Kommando “one, two, three” war es dann an uns, die kleinen Taenzer und Taenzerinnen in die Luft zu schleudern – eine auf Dauer ziemlich anstrengende Angelegenheit. Nach dem sich dieser Kreis aufgeloest hatte, kaempfte jeder von uns mit seinem ganz persoenlichen Verfolger: Jascha wurde – ohne jede Vorkenntnis – von einer ganzen Horde gezwungen, ihnen Breakdance beizubringen und hatte zwischenzeitlich bis zu drei Kinder auf sich herumturnen (Zitat Jascha: „Ich kam mir vor wie ein Voltigierpferd“), die anderen Deutschen wurden von den Aborigines aufgefordert, sie auf den Schultern durch den Tanzsaal spazierenzutragen. Sobald ein kleiner Besetzer abgeschuettelt werden konnte, stuermte schon der naechste, sich ueber einen freien Schulterplatz freuende, Knirps an. Bereits um 22 Uhr, und nicht um 24 Uhr, hoerte die Musik schlagartig auf und alle Taenzer wurden relativ unwirsch aus dem Saal geworfen. Draussen warteten Troopies, die die nachtaktiven Aborigines in ihre verschiedenen Outstations fuhren. Innerhalb weniger Minuten fanden wir uns in der stillen, tiefen Nacht des unberuehrten Hermannsburg wieder, als sei nie etwas gewesen. Zurueck blieben nur entzueckende Eindruecke in unseren Koepfen.
Daniel