Jakob und die Nahtoderfahrung
Schon einmal einen Elefanten gesehen, der Angst vor einer Maus hatte? Ich nicht. Und doch erinnerte ein ganz besonderes Erlebnis am heutigen Tage in Ipolera an eine derartige „Verkehrte-Welt“-Begegnung. Doch der Reihe nach: Jakob und ich machten uns auf die Suche nach einem Stein, der Mavis‘ Kunstwerk erhoehen sollte. Als wir fuendig wurden und das Prachtexemplar in die Hoehe stemmten, bemerkte Jakob eine Schlange unter seinen dicken Lammfell-Bugatti-Stiefeln. Dreissig Zentimeter Kriechtier standen also 85 Kilogramm geballter, menschlicher Muskelkraft gegenueber, besser noch: uebereinander. Gemaess den Gesetzen der Natur und entgegen dem „Recht des Staerkeren“ zeigte sich der Schrecken vor allem auf der Seite von Jakob. Ein gedaempfter Aufschrei („a snake!!“) lockte sofort die mitgereisten Aborigine-Jugendlichen an. Ersten Vermutungen zufolge handelte es sich um eine noch nicht ausgewachsene King Brown – eine Schlange, die, laut Ashley, zu den Top Ten der giftigsten Exemplare Australiens zaehlt. Voellig ausser sich erzaehlte Jakob von dieser „Nahtoderfahrung“ und begruendete seine Existenzaengste mit folgendem Satz: „Die Kleinen sind doch immer die Giftigsten!“ Der ganz offensichtlich gezollte Respekt der sonst so wilden Aborigine-Jugend gegenueber dieser Schlange schien diese Vermutung zu bekraeftigen und doch liessen sie es sich nicht nehmen, die Schlange aus ihrem Versteck hervorzuholen, um sie auf einen Stock gewickelt der Expertin Mavis zu praesentieren. Eine King Brown war es jedenfalls nicht, ihren Kenntnissen zufolge handelte es sich um eine junge Carpet Snake, die ausgewachsen faustdick und bis zu drei Meter lang werden kann. Giftig sei sie normalerweise nicht, doch „do not trust them“(Mavis) und immerhin wusste sie es, dem „staerksten Deutschen“ (Zitat Thomas) einen gehoerigen Schrecken einzujagen.
Daniel
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