Die Dreamtime-Steine
Seit wir hier sind ist es unser Wunsch, eine Geschichte aus der Dreamtime der Aborigine-Kultur zu hoeren und sie in Stein zu meisseln. Paul Harnischfeger hat dazu Kontakt zu Edward Rontji, einem Aeltesten aus Hermannsburg, aufgenommen . Edward Rontji sagte ihm bei der Begegnung, dass es nicht moeglich sei, die Geschichte von der Entstehung Hermannsburgs, fuer die wir uns besonders interessierten, einem Weissen zu erzaehlen, denn die Geschichten aus der Dreamtime sind meistens ein “Sacred Secret”, ein “heiliges Geheimnis” und sie wuerden ihre Kraft verlieren, wenn sie oeffentlich gemacht werden. Das mussten wir einsehen, aber Rontji hatte eine Art Kompromissvorschlag. Er gab Paul ein paar Bildeindruecke der Geschichte und umriss sie, ohne Details zu erzaehlen. “Ntaria, wie die Aborigines Hermannsburg nennen, heisst uebersetzt “Zwillinge” und die Geschichte, um die es geht, handelt von zwei Zwillingen aus Palm Valley. Diese Zwillinge wurden aus ihrer Heimat fortgeschickt und gruendeten das Dorf Hermannsburg. Rontji erzaehlte Paul von diesen Zwillingen und von ihrem Grossvater, einem Mann in Echsengestalt. Er zeigte Paul ein sehr bestimmtes Bild von einem “Ringtailed-Dragon”, einer Echsenart. Ausserdem betonte er noch das Motiv “Bushtucker”, eine essbare Heilpflanze, ueber die uns Mavis Malbunka schon viel erzaehlt hat, und das Motiv “Spuren”, sowohl Echsen- als auch Menschenspuren. Rontjis Bedingung war, dass nicht wir diese Bilder zeichnen, sondern dass wir die Zeichnungen von Aborigines uebernehmen und diese in die Steine meisseln. Also ging Paul in die fuenfte Klasse, erzaehlte den Kindern von diesen Bildern und liess sie zeichnen, was sie dazu im Kopf hatten. Die Kinder nehmen die Bedeutung dieser Geschichte sehr ernst. Paul erzaehlte von einem Jungen aus der Klasse, der ihn sehr bestimmt fragte, woher er diese Geschichte den habe. Paul antwortete “von Edward Rontji” und die Kinder waren zufrieden. Nachdem alle vier Motive gemalt worden waren, suchten die Kinder mit Paul zusammen die Besten und Deutlichsten heraus. Heute haben wir damit angefangen, diese in Stein zu meisseln.
Kathi
Gestern hab ich begonnen, die beiden Zwillinge in den Stein zu meisseln, heute hab ich die Arbeit fortgesetzt. Vor dem ersten Hammerschlag hatte ich ziemlichen Respekt, da mir ploetzlich bewusst wurde, welch wichtige Bedeutung die beiden Brueder fuer die Aborigines hier in Hermannsburg haben und welche Ehre es eigentlich ist, diese Figuren als Weisser bildlich machen zu duerfen. Nach und nach konnte ich die „Haemmungen“ ablegen und zuegiger arbeiten.
Die Figuren werden anhand von Linienumrissen dargestellt, was bei dem Stein insofern schwierig ist, als dass der Sandstein von einer Kalkschicht bedeckt ist, welche sehr schnell abspringt. Das macht die Arbeit ein wenig schwierig, denn es ist sehr wichtig, dass wir uns genau an die Motive, die die Kinder gemalt haben, halten und somit nicht einfach irgendetwas verbessern duerfen.
Julia
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