Verpflegungsstrategin Katja
„Wenn ich Glueck habe, kann ich mich Nachmittags eine halbe Stunde hinsetzen und mein Buch weiterlesen” – dabei bleibt es dann aber auch, denn die restliche Zeit verbringt unsere Verpflegungsstrategin Katja zwischen Kochloeffeln, Kuehlregalen und ueberdimensionalen Einkaufszetteln. Dabei pendelt sie zwischen drei verschiedenen Kochstellen – Tea Room, persoenliche Wohnung, unsere Wohnung – und hat mit teilweise dubiosen Einkaufsmechanismen zu kaempfen: Tea Room Inhaberin Nell besitzt zwar den oertlichen Supermarkt, jedoch weiss niemand so genau, wann die Bestellung der geforderten Nahrungsmittel auch aufgegeben, geschweigedenn in Hermannsburg eintreffen wird. Doch diese Komplikationen bleiben den 23 hungrigen Maeulern natuerlich verborgen. Fuer sie zaehlt nur, was auf dem Tisch steht – oder eben nicht. Im Hunger-Katastrophenfall besitzt Katja jedoch nicht die Berechtigung, ins Auto zu steigen und den Kuehlschrank kurzerhand wieder aufzufuellen: Aufgrund der fehlenden Fahrerlaubnis ist sie hierbei stets auf einen gutmuetigen Chauffeur (meist Jascha) angewiesen. Verhungert ist bis jetzt trotzallem noch niemand, ganz im Gegenteil, bei Einigen zeigen sich schon regelrechte Wohlstandsbaeuche. Letztere legen nicht nur existentielle, sondern vor allem auch ideelle Beduerfnisse an den Tag: Unter uns weilt eine grosse Gruppe Vegetarier, ein bis zwei Veganer, die eine Vorliebe fuer Avocado besitzen, und die sogenannten „Fleischfresser“.
Trotz tatkraeftiger Unterstuetzung von taeglich vier Kuechendienstlern, hangelt sich Katja von Mahlzeit zu Mahlzeit: Sobald das Fruehstueck vollkommen abgeschlossen ist, ist sie schon in Gedanken beim Mittagessen. Nur anderthalb Stunden spaeter werden die deutschen Wohlstandsbaeuche zu einer suessen Zwischenmahlzeit gebeten, um sofort wieder, nach kurzer Verschnaufpause an Hammer, Meissel, Spaten und Schubkarre, am Abendessenstisch Praesenz zu zeigen.
Daniel
No comments:
Post a Comment